Zum Nordkap

Track am 27.6.13, 506 km
Track am 27.6.13, 506 km

Donnerstag, 27.06.2013

Von Oulu bis Ivalo

Heute hat mich mein Wetterglück verlassen. Morgens in Oulo lief mir noch bei 25+ Grad der Schweiß in Strömen beim Einpacken. 500 km und 8 Stunden später sind es 10 Grad und es regnet.

Etwa 100 km nördlich Oulu viel die Temperatur drastisch. Das Ganze hat mich an das Emmerich-Machwerk „The World after tomorrow“ oder wie der Steifen heißt, erinnert. Dann fing es auch noch an zu regnen. Das erste Mal auf dieser Reise die volle Regen-Montur. Nach 2 Stunden Fahrt in der Suppe war in trotzdem bis aufs T-Shirt nass.

Bei Rovaniemi bin ich am Polarkreis angekommen. 66º34“ Nord. Es gibt hier ein Weihnachtsmann-Dorf und das Artic Polar Circle Center. Im Prinzip ein großer Touri-Souvenir-Laden und ein Restaurant. Ich habe natürlich trotzdem gehalten und einen Kaffee getrunken. Man überschreitet ja nicht alle Tage den Polarkreis, auch wenn man davon nix sieht. Ist eben eher symbolisch. Dann noch etwas mit einem Pärchen gequatscht, die mit einer Harley mit Anhänger vom Nordkap gekommen sind. Sie hatten vor 2 Tagen dort super Wetter mit schöner Sicht. Nicht gerade eine Selbstverständlichkeit. Sie haben mir auch gesagt, dass es in den nächsten Tagen dort wieder besser als jetzt hier sein soll. Hoffentlich hat die Wetter-App Recht.

Hier im Norden ist es schon echt einsam. Ich wollte schon eher was für die Nacht, aber einige Unterkünfte hatten geschlossen und die Entfernung bis zur nächsten Gelegenheit sind es 50 oder mehr Kilometer.

Kurz vor Ivalo kam dann ein Camping-Platz, wo ich eine beheizbare Hütte mieten konnte. 45 € ohne Bad. Egal, Hauptsache warm und trocken. Erst mal lange und heiß duschen, um wieder aufzutauen.

Später gehe ich in das Restaurant an der Rezeption, um eine Kleinigkeit zu essen. Auf dem Weg sehe ich vor der Nachbarhütte 2 Roller mit italienischen Kennzeichen. Keine Vespa‘s. Groß-Roller von Yamaha und Suzuki. Später kamen dann auch 2 Italiener ins Restaurant und wir haben uns ein wenig unterhalten. Sie kommen aus Como und sind, oh Wunder, auch auf dem Weg zum Nordkap. Die beiden sind etwas in meinem Alter. Ihre gute Laune haben sie sich jedenfalls vom Wetter noch nicht verderben lassen.

Ich habe nun einen Hustenreiz. Hoffentlich ist morgen alles gut.

Der Gedanke des Tages: Bei 10 Grad und strömenden Regen sind Motorräder nicht die besten Fortbewegungsmittel.

Track am 28.6.13, 450 km
Track am 28.6.13, 450 km

Freitag, 28.06.2013

Von Ivalo zum Nordkap

Heute liegen 450 km Landstraße vor mir. Das Ziel ist das Nordkap. Zunächst ist die Strecke noch etwas langweilig, aber dann wird es hügeliger und kurvig. Es geht auch nicht mehr ständig durch Wälder, d.h. man sieht auch mal was von der Landschaft.

Die ersten Stunden ist es auch noch dicht bewölkt, aber es bleibt zum Glück trocken. Allerdings ist es ziemlich kalt. Geschätzt 10 Grad.

In Norwegen kommt die Sonne endlich mal wieder zum Vorschein. Immerhin schon mal Mittagssonne. Vielleicht wird es auch noch was mit der Mitternachtssonne. Bei der dichten Bewölkung war es 24 Stunden ungefähr gleich hell.

Das Highlight ist dann die Küstenstraße von Lakselv bis zur Nordkap-Insel. Über 150 km direkt am Meer entlang mit tollen Blicken und einer faszinierenden Landschaft.

Das Nordkap liegt auf einer Insel, zu der es, man staune, einen 7 km langen Tunnel 230 m unter dem Meeresspiegel gibt. Was ein Aufwand für die Touris. Bis vor einem halben Jahr musste man auch noch kräftig Maut bezahlen. Nun ist er frei. Angeblich war von der Regierung vor dem Bau zugesagt, das die Maut wegfällt, wenn der Tunnel bezahlt ist. Und sie haben Wort gehalten. In dem Tunnel und 2 weiteren, etwa 4 km langen Tunnel war es saukalt. Gerade etwas über 0 Grad. Nach den 7 km war ich ziemlich durchgefroren.

Nach dem Mieten der Hütte, die hier umgerechnet schon 60 Euro kostet, fahre ich noch zum 13 km entfernten Kap.

„Eintritt“: etwas über 30 Euro. Die Leute zahlen, wenn sie schon mal da sind. Ich auch. Geboten ist der Blick von einem Felsen auf das Meer. Und natürlich die Gelegenheit, das „Ich-war-da-Beweis-Foto“ zu machen. Man kann sich drinnen dann noch ein 15-minütiges Stimmungsfilmchen ansehen. Es gibt auch eine Fotodoku über eine Seeschlacht aus dem 2. Weltkrieg mit den Deutschen, in der die Scharnhorst versenkt wurde.

Vielleicht fahre ich um Mitternacht noch mal zum Kap. Und vielleicht gibt es die Sonne zu sehen.

Der Gedanke des Tages: Geschaftt!

Ich war da!
Ich war da!
Der nördlichste Punkt der Reise
Der nördlichste Punkt der Reise

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Armin (Samstag, 29 Juni 2013 09:25)

    KLASSE! Endlich angekommen. Was macht dein Sitzfleisch? Wie sind die Strassen und wann brauchst Du einen neuen Satz Reifen? Alles Gute. Armin ;-]

  • #2

    Armin (Samstag, 29 Juni 2013 09:34)

    Kinnarodden ist der noerdlichste Festlandspunkt den Du noch anfahren koenntest......

  • #3

    Knud Peters (Samstag, 29 Juni 2013 14:58)

    Glückwunsch! Für Deine weitere Tour gen Süden wünsche ich Dir viel Sonnenschein.
    L.G.,
    Knud

  • #4

    Mikka (Sonntag, 30 Juni 2013 14:32)

    Saluti Jürjen,

    was für eine geile Tour! Ich sitze mir den Arsch auf der Couch platt und träume.....naja bis Ende September is ja nicht mehr sooooo lang hin.
    Ich wünsche Dir weiterhin viele erlebnisreiche Kilometer bei angenehmen Temperaturen.

    Mikka

  • #5

    Christoph (Montag, 01 Juli 2013 23:40)

    Tach Jürgen,
    Glückwunsch zur Nordkapp-Ankunft und ´ne schöne + sonnige Rückfahrt wünschen Dir die vier Eifler. Du erinnerst Dich - wir haben uns letzten September beim Gino kennen gelernt.
    L.G.
    Christoph