Wieder online

Von Tromsö nach Bleik
Track über 2 Tage; 430 km

Es gibt hier auf dem Campingplatz WLAN. Also hier bin ich wieder.



Mittwoch, 03.07.2013

Von Tromsö nach Harstad

Es regnet. In Strömen. Ich fühle mich noch nicht gesund,
aber ich will heute auf alle Fälle weiter. Um 8 Uhr aus dem Bett. Um 9 Uhr hört es auf zu regnen. Ein Glück! Ich quatsche noch kurz mit einem Pärchen aus der Schweiz, die mit Harleys unterwegs sind. Der Typ, Glatze und Bart, aber kein Harley-Biker-Bierbauch, hatte ein echt cool zurecht gemachte mit langer Gabel und Achsel-Schweiß-Verdunstungs-Lenker. Waren aber beide total nett.

Um 11 Uhr komme ich endlich los. Wegen der Kälte und der
vielen Wolken in voller Regen-Montur. Es tut gut, zu fahren und sich endlich weiter zu bewegen.

Die Landschaft ist wirklich toll. Wild, schroff. Fast die
ganze Fahrt habe ich schöne Blicke übers Meer, die Fjorde und auf die Berge.

Heute ist 2. Fähre fahren angesagt. Beide Male hatte ich
Glück und mußte nicht warten. Beim Anleger der 2. Fähre nach Harstad spricht mich ein LKW-Fahrer auf Deutsch an.

Auf der Fähre spendiert er mir einen Kaffee und wir
unterhalten uns während der45 Minuten Überfahrt. Er ist mit seiner Frau vor 10 Jahren von Deutschland nach Norwegen ausgewandert. Er lebt nun, mittlerweile wie er sagt mit seiner Großfamilie, auf Rolla, einer Insel mit insgesamt 800
Einwohnern. Und fühlt sich wohl. Sie haben in den letzten Jahren eine kleine Ferienanlage aufgebaut, von der sie in der Rente leben wollen. Auf der Insel gibt es noch weitere 7 deutsche Familien. Ich frage ich nach den Preisen hier.
Deutschland x 2. Er meint, im Mittel würde man in Norwegen das 2 bis 3-fache wie in Deutschland verdienen. Da kann man auch die Preise zahlen. Deutschland
ist für ihn ein echtes Niedrigpreis-Land.

In Harstad bin ich auf den Zeltplatz. Die Hütten waren
alle vergeben, also Zelten. Für 165 NOK, also etwa 20 Euro ohne freies WLAN und ohne warmes Wasser für die Duschen. An die Preise gewöhne ich mich echt nicht.
Und der einzige halbwegs ebene und trockene Platz ist 5 m neben dem Eingang der Frauen-Duschen. Na ja, hoffentlich wird nachts nicht so viel geduscht. Es gibt ja eh‘ nur warmes Wasser gegen extra Bezahlung.

Draußen sind Mücken und es tröpfelte. Ich gehe in die
Gemeinschaftsküche, um dies hier zu schreiben. Gerade wird wieder groß gekocht. Es scheint bei Kistentreibern usus zu sein. Alles schön wie zu Hause. Deswegen
haben sie auch ihr Schneckenhaus auf Rädern dabei. Grausam.

Der Himmel ist nun weitgehend blau. Kaum Wolken. Und es ist natürlich noch taghell jetzt um 22 Uhr soweit nördlich des Polarkreises.

In der Küche komme ich noch ins Gespräch mit 2
Fahrradfahrern aus Hamburg. Nennen wir sie Dieter und Gudrun. Er 71 und sie ein paar Jahre jünger. Beide zeimlich fit. Sie sind seit Anfang Mai unterwegs. Mit Tippi und einem kleinen Ofen. Sehr witzig. Nur 5 kg schwer und mit Hols zu
beheizen. Abends haben wir den Offen im Zelt getestet. Draußen wurde es schon kühl, aber im Zelt schnell warm. Das Ganze hat aber auch seine Tücken: die Funken brennen hier und da Löcher in die Plastiksachen und die Zeltwand. Des Weiteren muss man peinlichst darauf achten, dass nix mit dem heißen Ofen in Berührung kommt. Gar nicht so einfach in dem kleinen Zelt. Dieter war ziemlich redselig und erzählte und erzählte. Er kam vom Thema Norwegen, wo sie einige Tipps für die Route und Campingplätze für mich hatten, auf alle möglichen Themen. Ich musste mich dann irgendwann loseisen. Es war schon Mitternacht.



Donnerstag, 04.07.2013

Von Harstad nach Bleik

Es war heute nach einigermaßen ruhig. Nach meinen den Hustenattacken, die ich sein ein paar Tagen abends habe, konnte ich ein paar Stunden schlafen. So 4-5, was schon Luxus ist im Zelt.

Früh um 6 Uhr war es noch sonnig, aber dann zog es zu.
Mit dem einpacken habe ich mich beeilt. Es ist ziemlich kalt. 4 Schichten Klamotten. Die Fahrt heute ging von Harstad auf der Vesteralen Insel Hinnoya nach Bleik auf Andoy. Man hat immer wieder tolle Aussichten auf die Berge und
das Meer.

In Bleik, es liegt fast an der Nordspitze der Insel, gehe ich wieder auf einen Campingplatz. Die Hütte soll 800 NOK kosten. Aber es ist trocken, etwas blauer Himmel ist zu sehen und so baue ich wieder das Zelt auf. Sogar eine Tisch mit Bank steht auf der Wiese. Der Platz liegt direkt am Meer, an einem schönen Sandstrand, der Besitzer ist nett und kostet nur 100 NOK. Inklusive WLAN. Ein Schnäppchen. Es gibt eine Waschmaschine und einen Trockner. Es ist nach dem Zelt aufbauen erst 16 Uhr so ich wasche ein paar Sachen. Vor allem der mehrfach durchgeschwitzte Innensack vom Schlafsack ist fällig.

Die Wassertemperaturen habe ich dann mit den Füßen
getestet. Ja, Nordatlantik oberhalb des Polarkreises. Was kann man da erwarten. Jedenfalls nix über 5 Grad. 30 Sekunden habe ich ausgehalten.

Es kam dann noch ein junges Mädchen mit einem kleinen
Bollerwagen und hat u.a. selbst gebackene Waffeln verkauft. Mit Marmelade. Ich habe mich kurzfristig wieder ins Land der Völlerei begeben und mir 2 Stück gegönnt. Lecker. Manchmal können auch kleine Dinge das Leben etwas schöner machen.



Man sieht nicht wie kalt das Wasser ist!
Man sieht nicht wie kalt das Wasser ist!

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Kommentare: 1
  • #1

    Knud Peters (Freitag, 05 Juli 2013 10:52)

    Hallo Jürgen,
    Dein letzter Satz klingt ja so wie eine Erkenntnis des Tages.
    Die Landschaft da oben muss überwältigend sein. Ich wünsche Dir für Deine weiteren Etappen gutes Wetter und das es mit Deiner Gesundheit wieder aufwärts geht.
    Take care,
    Knud